In einer dunklen Ecke angekommen lehnte sie sich an die Wand, um zu Atem zu kommen. Eigentlich hatte sie heute Abend einfach nur ihre zurückgewonnene Freiheit feiern wollen. Magister Artium, summa cum laude. Der Preis dafür: drei endlose Jahre voller durchgearbeiter Nächte und Verzicht. Mit der letzten mündlichen Prüfung war es dann endlich geschafft und heute war die große Abschlussfeier gestiegen. Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit trug sie ihre blonde Mähne offen, hatte knallroten Lippenstift aufgelegt und ihr weißes, luftiges Lieblingskleid angezogen. Die perfekte Abendgarderobe, um ihr wiederentdecktes Freiheitsgefühl zu feiern. Hätte sie allerdings gewusst, welch anziehende Wirkung sie damit auf die unangenehmsten Gestalten auf der Feier hätte, hätte sie sich die Wahl ihres Outfits zweimal überlegt. Als dramatischer Höhepunkt des Abends hatte ihr die Hand des Dekans auf ihrem Po keine andere Wahl gelassen, als der Partygesellschaft schnellen Schrittes zu entfliehen und in die nächste dunkle Seitengasse zu rennen.
Als sie aufblickte, sah sie, dass diese Gasse gar nicht so verlassen war, wie sie zunächst vermutet hatte. Über einer Kneipe in zehn Metern Entfernung prangte in blutroten Buchstaben das Wort FREEDOM auf einem beleuchteten Schild. Wenn das kein Zeichen war! Sie näherte sich vorsichtig dem schmalen Eingang und hörte laute Rockmusik, die aus dem Inneren der Bar drang. Was war das für eine Kneipe? Mit ihren Freundinnen hatte sie sich noch nie in diese Straße verirrt, geschweige denn jemals dieses Schild gesehen. Nun stand sie vor dem Eingang und versuchte, durch das kleine Fenster in der schweren, hölzernen Tür hineinzuspähen. Sie erhaschte einen Blick auf schwitzende Körper, die sich im Takt der wilden Gitarrenklänge aneinanderrieben. Auf den Tischen in der Ecke stapelten sich leere Gläser, Aschenbecher quollen über. Hinter der Bar stand ein dünngliedriger, faltiger Mann mit langen grauen Haaren und zapfte Bier.
Gerade als sie sich umwand, um nach Hause zu gehen, kamen ihr zwei schillernde Gestalten entgegen. Die beiden jungen Frauen sahen aus, als seien sie geradewegs einem Vintage-Katalog entsprungen: rote Pumps, gepunktete Rockabilly-Kleider, blondierte Locken, schwarz umrandete Augen. “Hey Kleine, willst du etwa schon wieder nach Hause gehen? Die Nacht ist noch jung!”, rief die Eine ihr schon von Weitem zu. Sie lächelte verlegen, als die beiden sie an den Armen packten, die massive Holztür öffneten und sie vor sich her ins Innere der Bar schoben. “Keine Widerrede! Du darfst hier erst wieder raus, nachdem du einen Schlangenschnaps mit uns getrunken hast!” Offensichtlich hatte sie keine Wahl, denn bevor sie Einspruch erheben konnte, stand sie auch schon an der Bar und hatte ein Glas mit einer giftgrün schimmernden Flüssigkeit vor sich stehen. Sie stieß an, legte den Kopf in den Nacken und ließ den brennenden Anisgeschmack ihre Kehle hinunterrinnen.
Die Musik war ohrenbetäubend, die Menschen um sie herum schwitzten, tanzten und tuschelten miteinander. Nun bemerkte sie, dass ihre neuen Freundinnen plötzlich verstummt waren. Als sie aufsah, verstand sie auch, wieso: auf dem ihr gegenüberliegenden Tisch stand ein weiterer Gast der besonderen Art, denn er war oberkörperfrei und schüttelte seine lange Mähne im Rhythmus der Musik. Schweißperlen glänzten auf seiner leicht behaarten Brust und dem muskulösen Bauch. Alle Aufmerksamkeit war auf ihn gerichtet, doch er schien sich dafür gar nicht zu interessieren, so sehr war er in seinen musikalischen Rausch vertieft. Erst als der wilde Rhythmus zum Ende kam und ein langsameres Lied angespielt wurde, hob er den Kopf und blickte in die Runde. Der Anblick seines kantigen, rauen Gesichts fesselte sie. Seine grauen Leopardenaugen blickten umher, als seien sie auf Beutefang. Dann trafen sich ihre Blicke und er fixierte sie so lange, bis sie vor Scham ihre Augen niederschlug. Sie spürte Bewegung neben sich, blickte auf und beobachtete, wie die Rockabilly-Mädchen aufstanden und den halbnackten Tischtänzer ansteuerten. Sie stellten sich vor den Tisch und begannen, lasziv miteinander zu tanzen.
Doch er schien kein Interesse an seinen Groupies zu haben, sondern hatte nur sie weiterhin fest in seinem Blick. Als sie ihn wieder ansah, bedeutete er ihr mit einer Geste, zu ihm zu kommen. Sie zögerte. Er lächelte und brachte seine Grübchen zum Spielen. Ihre Knie wurden weich und nun konnte sie nicht anders. Sie bahnte sich den Weg zu ihm nach vorn und blieb mit fragendem Gesichtsausdruck vor dem Tisch stehen. Sein Lächeln wurde noch breiter, er kniete sich neben sie, nahm sie am Arm und zog sie nach oben zu sich. Und plötzlich verschwamm alles um sie herum. Sie sah tief in seine Augen, spürte seine starken Arme um ihre Taille und ließ alles los, ließ ihren Körper frei über jede ihrer Bewegungen entscheiden. Mal drehte sie sich und schüttelte ihre Haare im schnellen Takt, mal ließ sie ihre Hüften zu weichen Klängen kreisen. Sie ließ sich von ihm auffangen, spürte sein Becken, das sich an ihrem Becken rieb und roch seinen wilden Duft. Er schlang seine Arme fester um sie, zog sie nah an sich heran und bedeckte ihren Hals mit sanften Küssen. Ein heißes Kribbeln durchzog ihren ganzen Körper, sie konnte kaum noch klar denken. Seine weichen Lippen wanderten über ihr Kinn bis zu ihrem Mundwinkel. Ihr Verlangen wurde immer stärker, nahm unbekannte Ausmaße an. Eine unsichtbare Kraft zog sie zu ihm wie ein Sog. Überwältigt von dieser Anziehungskraft suchte sie seine Lippen mit ihrem Mund und ließ sich in einen leidenschaftlichen Kuss fallen. Ihre Zungen tanzten miteinander, ihre Körper wollten verschmelzen.
Plötzlich löste er sich aus ihrer Umarmung und raunte ihr ins Ohr - es war das erste Mal, dass sie seine tiefe Stimme hörte: “Du machst mich ganz verrückt. Los, komm mit!” Er griff nach ihrer Hand und zog sie vom Tisch herunter, in den hinteren Bereich der Bar und durch einen Notausgang hinaus ins Freie, wo sie sich auf einem dunklen, verlassenen Innenhof wiederfanden. Ernüchtert von der frischen Luft und von dem plötzlichen Szenenwechsel wollte sie ihn gerade fragen, was er vorhatte, als er sie an den Schultern packte und mit seinem Körper gegen die Hauswand presste. Damit war es um ihre Konzentration geschehen. Während er seine heiße Zunge über ihren Hals und ihr Dekolleté gleiten ließ, spürte sie, wie sich zwischen seinen Lenden etwas aufrichtete. Zärtlich schob er den rechten Träger ihres Kleids über ihre Schulter und zeichnete diese Bewegung mit sanften Küssen nach. Ihr trägerloser BH kam zum Vorschein, den er mit einer einzigen Bewegung nach unten wischte und damit ihre Brust freilegte. Ihr stockte der Atem, als er mit der Zunge um ihre Brustwarze herum fuhr, die sich ihm in glühender Erwartung entgegen reckte. Sie nestelte an seinem Gürtel und öffnete seine Hose, während ein unbeschreiblicher Wärmestrom ihren Körper durchfuhr. Er stöhnte, vergrub sein Gesicht zwischen ihren Brüsten und umfasste ihre Pobacken unter dem Kleid.
Nun hielt sie es nicht mehr aus, sie legte ihr linkes Bein auf seine Hüfte und umschloss mit den Händen seine Erektion. Seine Finger tasteten sich an den Rändern ihres Höschens entlang zwischen ihre Schenkel und zogen es vorsichtig zur Seite. Sie spürte seine Fingerspitzen, die in ihre Erregung eintauchten und ihr Verlangen ins Maßlose steigerten. Als sie vor Lust zu zittern begann, kam er endlich näher, so nah wie möglich und drückte sie fest gegen die Wand. Während er in sie eindrang, ließ sie den Kopf in den Nacken fallen und schloss die Augen. Sie spürte seinen Atem an ihrem Ohr. Sein heiseres Stöhnen wurde immer lauter, seine Stöße immer heftiger. Plötzlich spürte sie seine Hand an ihrem Kitzler, die sie über den Gipfel der Lust hinaustrug bis zur Explosion der Sinne. Aus halb geöffneten Augen schweifte ihr leerer Blick über die Buchstaben auf dem Schild über ihnen: FREEDOM - Freiheit.