Unentschlossen stehe ich in der dunklen Kälte vor dieser eindrucksvollen Villa, die in ein weiches, warmes Licht getaucht ist und eine fast schon königliche Aura ausstrahlt. Über mir erheben sich drei prunkvolle Stockwerke im Barockstil, deren Fassade von zahllosen verschnörkelten Ornamenten, vereinzelten, geschmückten Balkonen und viel Stuck gesäumt ist. Auch die meterhohen Fenster sind außen üppig verziert; über das Innenleben lässt sich allerdings noch nicht viel sagen. Die bordeauxroten, schweren Vorhänge sind zugezogen, doch hier und da fällt ein dünner Lichtschein durch einen schmalen Spalt. Standesgemäß prangt über dem massiven Eingangsportal ein steinernes Wappen, das mit einer goldenen Krone versehen ist. Ich habe keine Ahnung, was mich in diesem Gebäude erwarten wird, aber ich wünschte, jemand hätte mir einen entsprechenden Tipp bezüglich meiner Garderobe gegeben.

Dieser Jemand wäre in diesem Fall meine Cousine Gabriela gewesen, die mir vor zwei Wochen das erste Mal von dieser geheimnisvollen Zusammenkunft erzählt hat. “Weißt du, so lange du dich noch von diesem miesen Typen hast herumkommandieren lassen, hätte ich dir niemals davon erzählt. Aber jetzt, wo du dich endlich von ihm frei gemacht hast, glaube ich, du bist bereit dafür, etwas Neues auszuprobieren”, hatte sie mir bei einem Glas Wein mit verschwörerischer Miene anvertraut. Ich hörte ihre Worte zwar äußerst ungern, aber im Grunde hatte sie recht. Knappe drei Jahre hatte es gedauert, bis ich merkte, dass mich mein eifersüchtiger, kontrollierender Freund nach Strich und Faden betrogen hatte. Die Trennung kam wie ein Freiheitsschlag. “Na dann erzähl’ mir doch etwas mehr über diese ominösen Geheimtreffen. Worum genau geht es dabei?” - “Oh nein, so funktioniert das nicht. Ich würde dir ja alle Spannung und Freude nehmen, wenn ich dir jetzt zu viel verrate! Alles was du wissen musst, sind Zeit, Ort und, dass du ganz entspannt dort erscheinen sollst.” Das klang zwar irgendwie albern, aber ein gewisser Reiz lag trotzdem in dieser Ungewissheit.

Und so stehe ich nun hier vor diesem prachtvollen Anwesen, zittere vor Kälte und fühle mich gänzlich fehl am Platz in meinen Jeans und Sneakers. Doch es bleibt mir nicht viel Zeit, weiter darüber nachzugrübeln, denn plötzlich öffnet sich die mächtige Pforte und ein schlanker, groß gewachsener Frackträger mit ernsthaftem Gesichtsausdruck verbeugt sich vor mir mit der Aufforderung “Madame, wenn ich bitten darf”. Also gehe ich unsicheren Schrittes an ihm vorbei in einen glanzvollen, in Rot- und Goldtönen eingerichteten Eingangsbereich hinein. Keine zwei Sekunden später steht der Mann im Frack neben mir und nimmt mir meinen Mantel ab. “Sie erlauben, Madame. Mein Name ist André, ich werde heute Abend für Ihr Wohlergehen sorgen. Wenn Sie mir bitte folgen würden.”

André führt mich durch kilometerlange Korridore, vorbei an unzähligen geschlossenen Türen. Ich bin überwältigt von den Eindrücken dieses fantastischen Bauwerks, das in weichen Kerzenschein getaucht ist und mit einer unfassbaren Liebe zum Detail ausgestattet wurde. Sogar der Duft, der mir in die Nase steigt, ist berauschend. Trotz dieses Sinnesrauschs entdecke ich, dass eine der Türen nicht ganz verschlossen ist und für den Bruchteil eines Augenblicks kann ich einen Blick durch den Spalt erhaschen. Ich sehe nackte Haut. Eine rothaarige Frau in einem roten Samtkleid auf einem Sofa, die sich, eine Hand unter ihrem hochgeschobenen Rock, offensichtlich selbst berührt und dabei absolute Sinnlichkeit ausstrahlt. Ein Mann sitzt vor ihr auf einem Stuhl und beobachtet sie, sein Blick ist vor Verlangen zum Zerreißen gespannt. Ein winziges Detail an dieser Szene springt mir ins Auge und brennt sich mir ein: die Frau trägt eine rote Maske.

Mir wird fast schwindelig von diesem Bild, bis ich bemerke, dass André vor mir stehen geblieben ist. “Hier ist Ihr Bereich, Madame. Nehmen Sie sich alle Zeit und gehen Sie durch die zweite Tür, sobald Sie sich wohl fühlen.” Ich gehe durch die Tür und finde mich in einem gigantischen Spiegelzimmer wieder. Zwischen den Spiegeln sind die Wände mit Regalen und Schranktüren gepflastert. Ich öffne ein Türchen nach dem anderen und stelle fest, dass ich mich in einem überdimensionalen Kleiderschrank befinde. Ich lasse fließende, duftige Stoffe in allen Regenbogenfarben durch meine Finger gleiten und bestaune High Heels in allen denkbaren Variationen. Mir fällt auf, dass an jedem Kleid eine farblich passende Maske befestigt ist. Erst jetzt entdecke ich ein kleines Tischchen in der Mitte des Raums, auf dem ein Briefumschlag liegt. Mein Name steht darauf. Ich öffne den Umschlag und ziehe eine Karte heraus, auf der nur ein einziger Satz steht: “Wähle sorgfältig, auch im nächsten Raum.”

Also laufe ich langsam im Zimmer umher und lasse meinen Blick schweifen, bis ich ein Negligé aus schwarzer Spitze entdecke. Auch die dazugehörige Maske ist aus schwarzer Spitze gefertigt. Ich spüre ein immer stärker werdendes Kribbeln in meinem Bauch, während ich meine Kleidung ablege und den weichen Stoff über meine Haut streife. Vor Aufregung bekomme ich Gänsehaut. In einer Schublade finde ich schwarze Strapse und Strümpfe, die sich perfekt mit einem paar schwarzer Lackpumps kombinieren lassen. Auf Unterwäsche verzichte ich bewusst. Ich ziehe die Maske auf und stelle mich vor eine der Spiegelwände. Ich kann es kaum glauben. Wer ist diese Person im Spiegelbild? Soll ich das sein, mit diesen wahnsinnig schlanken Beinen und den sinnlichen, von schwarzer Spitze eingerahmten Kurven? Der Anblick ist elektrisierend.

Ich brauche einige Sekunden, um mich von dem Bild zu lösen und wieder zu mir zu kommen. Selbstbewussten Schrittes nähere ich mich der Tür, die zum nächsten Zimmer führt, öffne sie und gehe hindurch. Sanfte Gitarrenklänge ertönen, der Raum ist in rotes Licht getaucht. An der Wand sitzen sechs Personen nebeneinander aufgereiht. Vier Männer, zwei Frauen, alle unterschiedlichen Alters, alle auf ihre Weise sehr attraktiv und in elegante Abendgarderobe gekleidet. In diesem Moment wird mir klar, dass ich die einzige bin, die hier eine Maske trägt. Ein ganz neues, aufregendes Gefühl der Macht packt mich, als mir klar wird, dass dieses Spiel ab hier allein nach meinen Regeln gespielt wird. Mir kommt die Karte aus dem letzten Zimmer in den Sinn, “Wähle sorgfältig, auch im nächsten Raum”. Ich mustere einen nach dem anderen und entscheide mich für einen süßen, blonden Jungen, der schüchtern zu Boden blickt. Ich nehme ihn an der Hand, laufe ein Stück weiter zu einer rassigen Schönheit mit schwarzer Mähne im Abendkleid, um auch sie zum Aufstehen zu bitten. Die nächste Tür wird geöffnet und André erscheint. “Eine ausgezeichnete Wahl, Madame. Folgen Sie mir bitte ein weiteres Mal.” Zu dritt folgen wir ihm in den nächsten Raum; der blonde Jüngling zu meiner Linken, die dunkle Schöne zu meiner Rechten.

André führt uns in ein gemütlich eingerichtetes Zimmer voller Kerzen, in dem ein Sofa und ein Himmelbett stehen. “Ich lasse Sie nun allein und wünsche viel Vergnügen”, mit diesen Worten verbeugt er sich und ist auch schon verschwunden. Als die Tür ins Schloss fällt, sieht mich der Junge mit einem unentschlossenen Lächeln an. Ich blicke ihm tief in die Augen, fahre mit den Fingerspitzen über seine Wangen, spüre seine zarten Bartstoppeln und flüstere ihm zu: “Wie schön ihr beide seid!” Daraufhin bedeute ich ihm, sich auf das Sofa zu setzen und wende mich der schwarzhaarigen Venus zu, die mich mit lüsternem Blick mustert. Ich nähere mich ihr Stück für Stück und kann förmlich spüren, wie sich die Luft zwischen uns elektrisiert. Mit den Fingerspitzen fahre ich über ihren vollen, kirschroten Mund, dann über die nackten, weichen Schultern bis hin zu ihrem Dekolleté. Ich spüre ihre warmen Lippen in einem leidenschaftlichen Kuss. Während unsere Zungen anfangen, miteinander zu spielen, öffne ich den Reißverschluss ihres Kleides, das an ihrem wohlgeformten Körper hinabgleitet und sanft zu Boden fällt. Meine Hände umschließen ihren kleinen, apfelförmigen Po und ich stelle fest, dass auch sie kein Höschen trägt. Ich löse mich von ihren Lippen, mein Blick wandert an ihrem perfekt geformen Körper herab. Sie bebt vor Lust, ihre Brustwarzen recken sich mir entgegen. Ich kann nicht anders, als ihre Brustwarzen mit der Zunge zu umkreisen und sie dann mit meinem Mund zu umschließen. Sie gibt ein kehliges Stöhnen von sich, das aus ihrem tiefsten Innern zu kommen scheint.

Wie in Trance lasse ich von ihr ab und richte mich auf. Mein Blick wandert zum Sofa. Der Junge hat uns offensichtlich die ganze Zeit beobachtet. Seine Wangen glühen vor Erregung. Also flüstere ich meiner nackten Schönheit ins Ohr: “Ich möchte, dass du zu ihm gehst und ihn ein bisschen verwöhnst.” Sie wirft mir einen verschwörerischen Blick zu, begibt sie sich zu ihm und setzt sich neben ihn. Sie fängt an ihn zu küssen und öffnet seine Hose. Ich bin nicht überrascht, als seine Erregung zum Vorschein kommt. Sie massiert ihn kurz mit der Hand, bevor sie anfängt, ihn mit ihrem sinnlichen Mund zu verwöhnen. Nun kann er nicht mehr an sich halten und stöhnt lustvoll. Die Erotik im Raum ist überwältigend, mein ganzer Körper prickelt und ich beginne, mich selbst zu berühren. Meine Erregung steigt in ungekannte Sphären, ich kann kaum noch an mich halten. Nun gehe auch ich zum Sofa hinüber und stelle mich vor die beiden. Die schöne Venus lässt von dem Jüngling ab, steht auf und beginnt mich zu streicheln. Auch ich fange an, sie zu massieren und spüre nach wenigen Sekunden, wie sie von ihrem Orgasmus durchzuckt wird. Sie lässt sich auf das Sofa sinken und ich wende mich dem Jungen zu. Ich halte seinen Mund in einem langen Kuss fest und setze mich auf ihn. Langsam, ganz langsam dringt er in mich ein, wir stöhnen beide genüsslich auf. Ich bewege mich auf und ab, erst schneller, dann wieder langsamer. Ich spüre, wie seine Erregung ins Unermessliche wächst. Ich weiß genau, dass es allein in meiner Macht liegt, ihn davon zu erlösen. Doch ich halte ihn noch ein bisschen hin, einfach nur, weil ich es so will. Es gefällt mir sehr, dieses Spiel.
Und dann,
als ich merke,
dass er verzweifelt,
fleht,
es nicht mehr aushält,
erst dann lasse ich uns beide zum Höhepunkt kommen.
Weil ich es so will.