Angestrengt starrte er auf den Bildschirm. Die Buchstaben verschwommen vor seinen Augen. “Komm schon, diesen Satz noch, fast hast du es geschafft!” Seit mehreren Stunden hatte er nun ununterbrochen an seiner Abschlussarbeit getippt, die ihn dieser Tage bis in seine Albträume verfolgte. “Im Rahmen der sechsmonatigen Datenerhebung konnte aufgezeigt werden, dass eine Korrelation zwischen Alkoholismus und… ach, verdammt!” Bluescreen! Auch das noch! Die ganze Arbeit der letzten fünf Stunden war damit wohl dahin. Fassungslos starrte er auf den blauen Bildschirm. “Na gut, wenn du nicht willst, dann soll es eben heute nicht sein!” Mit diesen Worten klappte er - wütend über die ihn im Stich lassende Technik, aber gleichzeitig auch irgendwie erleichtert über eine überzeugende Ausrede für ein Glas Wein - den Laptopdeckel zu. “Ich brauche jetzt erstmal was zu trinken.” Er goss sich ein gutes Viertel seines Lieblingschardonnay ein und setzte sich damit in die laue Sommernachtsluft auf seinem Balkon. Er ließ den Blick über die Umgebung schweifen und betrachtete die dunklen Silhoutten der umliegenden Häuser. Dies war also seit wenigen Monaten seine neue Nachbarschaft. Es war 23 Uhr an einem Freitagabend und er war wohl der Einzige, der diese Stunden noch wach erlebte.

Doch was war das? In dem ihm gegenüberliegenden Fenster ging plötzlich das Licht an. “Hätte mich ja auch gewundert”, murmelte er vor sich hin. Die junge Frau, die ihm gegenüber wohnte, war nämlich auch Studentin und hatte bei einem ihrer ersten gemeinsamen Gespräche durchblicken lassen, dass sie ihre Nachbarschaft recht langweilig fand. Lola, 24, hatte schwarzes, hüftlanges Haar, ein verführerisches Lächeln und studierte Japanologie. “Japanologie? Das habe ich noch nicht oft gehört”, hatte er ihr damals gesagt. Sie hatte ihn mit ihren grünen Augen spöttisch gemustert, bevor sie ihm antwortete: “Tja, ich mag’s nun mal exotisch!”

In diesem Moment sah er Lola in ihrer Wohnung auf und ab gehen. Auch sie schien sich für ein Glas Wein entschieden zu haben. Oder eher für eine Flasche. Und zwei Gläser! Da hat wohl jemand Besuch, dachte er sich. Ihr Gast saß wohl auf der Couch im Verborgenen, denn er sah Lola von hinten, wie sie Flasche und Gläser auf dem Couchtisch abstellte, den Wein entkorkte und jeweils vier Finger breit eingoss. Sie trug ein luftiges, knallrotes Sommerkleid, das Ansätze ihrer strammen Oberschenkel entblößte, während sie sich nach vorn beugte. Auf den geheimnisvollen Besucher hatte er leider von seinem Beobachtungsposten aus keine Sicht. “Wer das wohl ist?”, fragte er sich und stellte sich einen großgewachsenen, dunkelhaarigen Muskelprotz vor, der einer Unterwäschewerbung entsprungen sein könnte. Lola schien kein Interesse an räumlicher Nähe zu ihrem Besuch zu haben, denn sie stellte sich ans Fenster, um eine Zigarette zu rauchen. “Tja, ob das unserem Mister Fitnessstudio wohl gefällt?”, fragte er Lolas Rücken, über den sich ihr leicht gelocktes Haar wallte. Der Abend könnte doch noch interessant werden, dachte er sich. Schade, dass er kein Popcorn hatte.

Für eine Weile beobachtete er, wie Lola sich mit ihrem unsichtbaren Besucher unterhielt und dabei immer wieder an ihrem Glimmstengel zog oder an ihrem Wein nippte. Gerade, als er darüber nachdachte, wo wohl die Grenze zwischen nachbarschaftlicher Neugier und Voyeurismus gezogen wurde, drehte sich Lola zu ihm um. Er hielt die Luft an, als könnte er sich damit unsichtbar machen. Doch als sie ihn entdeckte, überraschte sie ihn mit ihrer Reaktion. Sie lächelte ihn freundlich an und winkte ihm zu. Also winkte er zurück.

“Na gut, das ist wohl ein Zeichen, dass ich hineingehen sollte”, dachte er sich gerade, als gegenüber Bewegung ins Geschehen kam. Denn Lolas Besuch war aufgestanden und näherte sich dem Fenster. Er konnte es kaum fassen. Rote High Heels, endlos lange Beine, die in einen Bleistiftrock mündeten, eine weiße, figurbetonte Bluse und ein engelsgleiches Gesicht, das von einem kecken, blonden Kurzhaarschnitt umrahmt wurde. Er musste laut auflachen. Das hatte er nun wirklich nicht erwartet. Lolas attraktive Freundin gesellte sich zu ihr und blickte kurz aus dem Fenster. Versuchte sie, ihn zu entdecken? Doch er hatte gar keine Zeit, weiter über diese Frage nachzudenken, denn der blonde Engel fing an, mit den Fingerspitzen durch Lolas schwarze Mähne zu streichen. Die beiden sahen sich an, scherzten miteinander und fassten sich immer öfter gegenseitig an die Schulter, an den Rücken oder streichelten der anderen über die Wange. Offenbar handelte es sich hier um eine sehr intime Frauenfreundschaft.

Jetzt drehten die beiden Mädchen ihre Köpfe und blickten zu ihm herüber. Sein Herz setzte für einen Moment aus. Dann sahen sie sich wieder gegenseitig tief in die Augen. Ihre Gesichter näherten sich Stück für Stück. Sanft berührten sich ihre Lippen. Er konnte es kaum glauben. Zogen die beiden etwa eine Show für ihn ab? Sie wussten doch genau, dass er ihnen gerade dabei zusah. Sie begannen, sich zu umarmen, ihre Hände fuhren über den Körper der anderen. Ihre Küsse wurde stürmischer, leidenschaftlicher. Er merkte in diesem Moment, wie seine Hände die ganze Zeit das Balkongeländer umklammert hatten. Die Spannung hatte ihn durch und durch gepackt.

Was sollte er tun, was erwarteten die beiden von ihm? Gebannt beobachtete er die Szene am gegenüberliegenden Fenster. Als wollten die Frauen ihn in seiner Ratlosigkeit noch weiter anstacheln, begann Lola, die Bluse ihrer Freundin aufzuknöpfen. Langsam, Zentimeter für Zentimeter, kamen zwei perfekt geformte Brüste zum Vorschein, die von einem schwarzen Spitzenbustier voll zur Geltung gebracht wurden. Er spürte, wie ein Kribbeln von seiner Magengegend abwärts wanderte. Plötzlich packte Lola ihre Freundin und drückte sie mit ihrem Körper gegen das Fenster. Die blonde Besucherin hatte ihm nun den Rücken zugewandt und er konnte erahnen, wie Lolas Finger am Reißverschluss des Bustiers nestelten, während sie die Lippen ihrer Freundin in einem heißen Kuss festhielt. Wenige Sekunden später glitt der schwarze Stoff wie von Zauberhand an dem wohlgeformten Rücken hinab und war verschwunden. Er musste seinen Kopf weit über die Brüstung nach links recken, um einen Blick auf diese weiche, runde Brust zu erhaschen, deren Spitze eine kleine, kirschförmige Brustwarze bildete. Auch Lola schien dieser Anblick zu gefallen, denn sie ließ ihre Zunge am Oberkörper der Freundin herabwandern, um schließlich deren Brustspitze zu umkreisen und sie mit den Lippen zu umschließen. Ein wonniger Schauer durchfuhr die Blondine, während Lola sie mit dem Mund verwöhnte.

Nun konnte er nicht mehr an sich halten, das pochende Verlangen schien ihn zum Explodieren bringen zu wollen. Ohne seinen Blick von der erotischen Szene zu nehmen, riss er den Reißverschluss seiner Hose auf, um dem lodernden Feuer in seinem Inneren Abhilfe zu schaffen, während sich das Schauspiel der Lust vor seinen Augen fortsetzte…